»Euer Artikel in Bezug auf meinen Tod ist voller Übertreibungen.«

Mark Twain (1835 bis 1910)

Die Position der einzelnen Teile eines Satzes bestimmt man als Muttersprachler meist intuitiv. Und selbst wenn etwas mal nicht ganz am richtigen Platz sitzt, ist doch meist klar, was gemeint ist. Das mag im privaten Kontext akzeptabel sein, in der Unternehmenskommunikation und bei sonstigen Texten mit Informationscharakter aber kommt es auf präzise und eindeutige Formulierungen an. Wenn Bezüge nicht stimmen, geht die Eindeutigkeit verloren. Und das passiert öfter, als man denkt.

Sehr oft lese und höre ich, auch in den Medien, Formulierungen wie diese:

Mit hoher Wahrscheinlichkeit gehen Experten davon aus, dass …

In 100 % dieser Fälle ist gemeint, dass die Vermutung der Experten sehr wahrscheinlich zutrifft. In dieser Satzstellung bezieht sich »mit hoher Wahrscheinlichkeit« aber sprachlich auf »gehen … davon aus«; die Aussage ist also, dass die Experten wahrscheinlich davon ausgehen (vielleicht vermuten sie aber auch etwas anderes). Richtig ist also: »Experten gehen davon aus, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit …«

Noch ein Beispiel:

Ich freue mich morgen auf das Treffen in der Handelskammer.

Sie merken es schon, oder? Das Treffen findet morgen statt, und der Schreiber freut sich darauf. Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass er das heute schon tut. Der Satz sagt aber aus, dass er sich erst morgen freut (wann das Treffen stattfindet, überliefert er bei genauer Betrachtung nicht). Das »morgen« gehört ans Satzende.

Falsche Bezüge können im besten Fall für Erheiterung sorgen, im schlechteren Fall führen sie zu Missverständnissen. Beide Varianten sind in der Unternehmenskommunikation ungünstig.

© Juliane Topka 2016
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