»Nichts ist so gut, wie es zunächst den Anschein hat.«

George Eliot (1819 bis 1880), eig. Mary Ann Evans, engl. Schriftstellerin

Zur September-Ausgabe der »Zwei Minuten«, in der es um Nachrichtensprache ging, habe ich viele Rückmeldungen bekommen. Ein Leser schrieb, er stolpere häufig über die folgende Wendung:

Über XY war zunächst nichts bekannt.

XY ist dann zum Beispiel die Ursache eines Unfalls oder eines Brandes. Der Leser schrieb: »Für mich impliziert diese Aussage, dass sich das zwischenzeitlich geändert hat.«

Stimmt: Das Adverb »zunächst« in einem rückblickenden Satz bedeutet, dass etwas als Erstes geschehen ist, danach aber etwas anderes, das ebenfalls bereits bekannt ist. Aus den Meldungen, die diese Formulierung enthalten, geht aber meist nicht hervor, dass schon weitere Informationen vorliegen; oft steht dieser Satz am Ende.

Dann aber ist die Formulierung mindestens unpräzise. Besser wäre zum Beispiel »… ist bisher/bislang nichts bekannt. Wichtig ist auch, dass der Satz im Präsens steht (»ist … nichts bekannt«), nicht im Imperfekt (»war«). Denn die rückblickende Formulierung verstärkt den Eindruck, dass sich ja in der Zwischenzeit etwas Neues ergeben haben könnte.

Dass sich »war zunächst nichts bekannt« noch ausrotten lässt, bezweifle ich allerdings. In der Regel verstehen wir ja, wie es gemeint ist, und in ein paar Jahren wird wahrscheinlich auch schon niemand mehr finden, dass die Formulierung schief ist.

© Juliane Topka 2022
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