Es kommt immer mal wieder vor, dass mich jemand explizit bittet, beim Lektorieren nur eindeutige Korrekturen vorzunehmen – klare Korrekturanweisungen geben, nicht mehrere Alternativen vorschlagen, keine Fragen an den Rand schreiben und so.

So gut ich die Bitte nach Eindeutigkeit auch nachvollziehen kann, so schwierig ist sie oft umzusetzen. Denn Sprache ist nicht objektiv. Wenn ein Satz in der Ausgangsfassung mehrere Interpretationsmöglichkeiten offenlässt, wäre es fahrlässig, nicht darauf hinzuweisen. Aus der externen Perspektive lässt sich nicht immer eindeutig ableiten, was gemeint ist. Und wenn die Lektorin sich keinen klaren Reim drauf machen kann, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass es später den Leserinnen und Lesern auch so gehen wird.

Merke: Ein schlecht verständlicher Text wird nicht dadurch verständlicher, dass alles richtig geschrieben ist.

Ganz abgesehen davon kann schon ein umgestelltes Komma den Sinn eines Satzes völlig verändern. Heißt: Wenn die Lektorin gelegentlich anstrengend wird, zeigt das in aller Regel, dass es eine gute Idee war, sie zu engagieren. 😉

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