»Ich würde lieber Geld verlieren als Vertrauen.«

Robert Bosch (1861 bis 1942)

Unternehmen tun viel dafür, dass Kunden ihnen und ihren Marken Vertrauen schenken, und zu diesem Tun gehört auch die Unternehmenskommunikation. Interessanterweise gibt es genau da eine Hürde mit dem Vertrauen: Sie ist zwar rein sprachlicher Natur, führt aber dazu, dass man etwas völlig anderes aussagt als beabsichtigt.

Es geht um das Adjektiv »vertrauensvoll«. Schlägt man dieses Wort im Duden nach, finden sich die Bedeutungen »a) volles Vertrauen aufweisend« und »b) in gegenseitigem Vertrauen stattfindend«. Die dazugehörigen Beispiele zeigen, dass diese beiden Bedeutungen inhaltlich sehr nah beieinanderliegen: So kann a) eine Beziehung vertrauensvoll sein oder b) eine Zusammenarbeit. Man kann auch vertrauensvoll etwas tun: zum Beispiel eine schwierige Aufgabe anpacken oder ein Geheimnis offenbaren. Die handelnde Person vertraut darauf, dass die Aufgabe gelingt oder das Geheimnis in guten Händen ist.

So weit, so klar.

Nun lese ich aber sehr oft Konstruktionen wie »Wir sind Ihr vertrauensvoller Partner«. Die beabsichtigte Botschaft ist: »Uns können Sie vertrauen.« Sprachlich betrachtet sagt der Satz aber »Wir vertrauen Ihnen«, also genau das Gegenteil. Richtig ist in diesem Fall »vertrauenswürdig«, wahlweise auch »seriös«, »verlässlich« oder Ähnliches.

Auch eine »vertrauensvolle Zukunft« ist mir in Broschüren und auf Websites schon versprochen worden. Mir reicht es vollkommen, dass ich selbst vertrauensvoll in die Zukunft blicke. Wenn mir ein Produkt oder eine Dienstleistung das erleichtert: fein. Die Zukunft selbst kann aber nicht vertrauen.

© Juliane Topka 2019
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