Manchmal ist es nur eine vage Idee, dass eine Formulierung nicht richtig sitzt. Irgendwas stört, man kann aber auf Anhieb nicht sagen, wie es richtig heißen müsste. Das kennen natürlich nicht nur Lektorinnen und Lektoren, aber uns ist dieses Gefühl vermutlich vertrauter als anderen. 😉 Und so stolperte ich neulich beim Lektorieren über ein »vielschichtiges Kaleidoskop von Fähigkeiten«. Als sprachliches Bild dafür, dass in einem Beratungsunternehmen die Kompetenzen immer neu nach den jeweiligen Kundenanforderungen zusammengestellt werden, fand ich das sehr schön. Aber das Adjektiv »vielschichtig« wirkte merkwürdig fehl am Platz.

In solchen Fällen gehört zum Lektorieren dann auch mal eine Recherche-Einheit. In diesem Fall zur Frage: Wie genau funktioniert eigentlich ein Kaleidoskop? Es zeigte sich: Die Bilder entstehen durch bunte Glasstückchen, die zwischen zwei Glasplatten liegen. In der Röhre sind Spiegelstreifen angebracht, die die bekannten symmetrischen Bilder erzeugen. Manchmal schwimmen die Glasobjekte auch in Öl; Schichten gibt es aber nicht.

Man könnte also von einem »bunten Kaleidoskop« sprechen, vielleicht auch von einem »variantenreichen Kaleidoskop«. Das Adjektiv »vielschichtig« passt hier aber nicht.

(Ergänzung: In diesem Fall benötigte der Kunde aus bestimmten Gründen ein Adjektiv. Im Grunde genommen reicht aber der Begriff »Kaleidoskop« allein schon aus, um die gewünschte Aussage zu machen.)

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