Wir Lektorinnen und Lektoren brauchen ständig Bindestriche. Die setzen wir dann dahin, wo andere Leute zu geizig waren, zum Beispiel zwischen »Katzenhaar« und »Allergie« oder zwischen »Fußball« und »Weltmeisterschaft«. Wobei die meisten von uns »Fußballweltmeisterschaft« in einem Wort schreiben würden, das ist schließlich übersichtlich genug, und unnötige Bindestriche hemmen den Lesefluss.
HALT! Damit niemand auf dumme Gedanken kommt: Das zentrale Wort im vorigen Satz ist »unnötige«, und die Alternative ist die Zusammenschreibung und nicht das Leerzeichen.

Auch relativ kurze Wörter können unübersichtlich sein. Gestern las ich in einem Brief unserer Hausverwaltung dies:

… Arbeiten an der Fassade/den Spitzerkern des Gebäudes …

Spitzerkern? Was ist das? Und warum heißt es nicht »dem Spitzerkern«?

Weil die Betonung nicht auf der ersten, sondern auf der zweiten Silbe liegen muss. Gemeint sind nämlich Spitz-Erker. Hätte man sie mit Bindestrich geschrieben, hätte das auch jeder Depp (wie ich) gleich verstanden. Das ist also mal ein Fall, in dem ein Bindestrich in einem relativ kurzen Wort wirklich angebracht ist. Um den Lesefluss nicht zu hemmen.

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