»Ich denke an nichts, wenn ich male, ich sehe Farben.«

Paul Cézanne (1839 bis 1906), französischer Maler

Nach der letzten Ausgabe, in der es um Farben ging, fragten viele von Ihnen nach, warum ich gar nichts darüber geschrieben hätte, wie man »lila«, »rosa«, »orange« oder »beige« korrekt flektiert. Ganz einfach: Der Name »Zwei Minuten für die Sprache« ist Programm. Hier also nun die zweite Portion Buntes.

Ist »ein rosanes T-Shirt«, »eine lilane Jacke« oder »ein oranges Hemd« korrektes Deutsch? Auch wenn es Ihnen und mir nicht gefällt: Die Antwort ist ein beherztes Jein.

Früher gab es die klare Regel, dass diese Farbbezeichnungen, die auf Substantive aus anderen Sprachen zurückgehen, nicht flektiert werden. Weil aber weder »ein beige Mantel« noch »ein orange Hemd« oder »eine lila Hose« so richtig rund klingen will, bog sich der Sprachgebrauch einiges zurecht. Eine einheitliche neue Regel ist daraus bislang aber leider nicht hervorgegangen.

In der Schule habe ich gelernt, dass man sich in diesen Fällen mit Zusätzen wie »-farben« oder »-farbig« behilft. Tatsächlich klingen »ein beigefarbener Mantel« und »eine lilafarbene Hose« besser, und diese Formen sind auch nach wie vor korrekt. Wenn Sie also unsicher sind, können Sie immer diesen Weg wählen.

In der Umgangssprache regen »eine rosane Brille«, »eine lilane Blume«, »ein oranger Mülleimer« und »ein beiger Hut« schon lange niemanden mehr auf. Wer schriftlich kommuniziert, sollte aber die Einschätzung der Duden-Redaktion zumindest kennen: Demnach bleiben »rosa« und »lila« tatsächlich immer unflektiert (bzw. werden bei Bedarf durch »-farben« oder »-farbig« ergänzt), während bei »orange« und »beige« durchaus flektiert werden kann.

Das verstehe, wer will. Freuen wir uns einfach, dass Sprache lebt und sich entwickelt!

© Juliane Topka 2022
error: Inhalt ist kopiergeschützt.