»Das Leben gleicht einer Reise, Silvester einem Meilenstein.«

Theodor Fontane (1819 bis 1898)

Wer hier und im Blog schon länger mitliest, erinnert sich sicher an verschiedene meiner Hinweise in den vergangenen Jahren, dass man das neue Jahr mit einem kleinen n schreibt:

Ich wünsche Ihnen ein frohes neues Jahr!

Das neue Jahr ist kein Eigenname, es gibt keinen Grund für ein großes N. So war bisher die Maßgabe, und diese Begründung findet sich auch noch in der 8. Auflage des 9er-Dudens (»Richtiges und gutes Deutsch«), die erst 2016 erschienen ist.

Im Sommer 2017 kam dann der Rechtschreibduden in neuer Auflage heraus: Darin findet sich nun auch das »Neue Jahr«. Allerdings ist die Schreibweise mit dem kleinen n als Empfehlung gekennzeichnet. Eine Erklärung für die Aufnahme der Variante mit großem N gibt es nicht; ich gehe davon aus, dass sie dem deskriptiven Ansatz der Redaktion geschuldet ist, nach dem diese den tatsächlichen Sprach- bzw. Schreibgebrauch abbildet. Deshalb ist jetzt zum Beispiel auch die »Expertise« erstmals mit der Zusatzbedeutung »Fachwissen« verzeichnet. Der Begriff wurde schon lange und sehr flächendeckend so benutzt, seine eigentliche Bedeutung im Deutschen war aber bislang mit »Gutachten« erschöpft.

Wenn also ausreichend Leute lange genug einen falschen Begriff oder eine bisher falsche Schreibweise nutzen, steht das Ganze irgendwann auch im Duden. Diesen deskriptiven Ansatz kann man gut finden oder nicht. Fakt ist: Sprache entwickelt sich und ist immer in Bewegung. Das macht sie so spannend, auch wenn ich mir bei manchen neuen Duden-Einträgen mehr Umsicht gewünscht hätte. Es ist mir zum Beispiel ein Rätsel, wie der objektiv völlig unsinnige Begriff »Internetblog« es zwischen die Buchdeckel schaffen konnte.

Zurück zum neuen Jahr: Ich sehe nach wie vor keinen Grund für ein großes N und werde es auch weiterhin nicht benutzen. Wenn Sie das aber immer schon besser fanden, haben Sie jetzt die Rechtschreibbibel als Argumentationshilfe.

© Juliane Topka 2017
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