»Es gibt nur wenige Dinge, die wir ganz richtig zu beurteilen vermögen, weil wir an den meisten auf die eine oder andere Art allzu persönlich Anteil nehmen.«

Michel de Montaigne (1533 bis 1592), französischer Philosoph und Essayist

Vielleicht haben Sie sich hier und da auch schon mal gefragt, welche dieser Formulierungsvarianten korrekt ist:

An der ein oder anderen Stelle gibt es noch Bedarf.
An der einen oder anderen Stelle gibt es noch Bedarf.

Wenn man einmal anfängt, darüber nachzudenken, ist man irgendwann ganz unsicher.

Für mich selbst kommt in geschriebenen Texten nur »an der einen oder anderen Stelle« infrage. Gleichzeitig ist mir natürlich bewusst, dass in der gesprochenen Sprache eher das »ein« gängig ist und das -en (oder eine dem Satzzusammenhang entsprechende andere Endung) wegfällt. Aber ist das auch in der Schriftsprache richtig?

Im Duden ist diese Frage gar kein großes Thema. In Band 1 (Rechtschreibung) ist in einem Kasten mit Beispielen zum Stichwort »ein« zu finden: »der ein[e] oder andere«. Das ist alles. Der grüne Duden (Band 9; »Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle«) hat dazu gar keinen Eintrag. Es geht also beides, und das ist ja grundsätzlich eine gute Nachricht, so macht man nicht so leicht etwas falsch.

Dennoch bleibe ich dabei, dass die Endung in der Schriftsprache sinnvoll ist, und werde sie auch weiterhin empfehlen. Denn vollständig ausformuliert heißt es »An der einen Stelle oder an der anderen Stelle …«. Was sich doppelt, nämlich »Stelle« und »an der«, kann man einsparen. Der Rest bleibt unverändert. So entsteht auch bei sprachsensiblen Menschen kein Störgefühl und damit keine Lesebremse.

© Juliane Topka 2021
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