»Es ist leichter, kritisch als korrekt zu sein.«

Benjamin Disraeli (1804 bis 1881), britischer konservativer Staatsmann und Schriftsteller

Gefühlt mindestens zweimal am Tag laufen sie mir über den Weg: die »kritischen Erfolgsfaktoren«.

Diese Kombination ist so verbreitet, dass kaum noch jemand merkt: Sie ist eigentlich ein Anglizismus. Im Englischen bedeutet »critical« unter anderem »entscheidend« im Sinne von »wichtig«, und genau das ist gemeint, wenn von einem »critical success factor« die Rede ist.

Im Deutschen aber heißt »kritisch« vor allem »prüfend und bewertend«, wobei diese Bewertung sowohl positiv als auch negativ ausfallen kann. In zweiter Bedeutung drückt »kritisch« eine starke Gefährdung aus (»Der Zustand des Patienten ist kritisch.«) oder kündigt eine Wende oder neue Entwicklung an, die dann aber auch eher negativ bzw. gefährlich ist.

Wer von »kritischen Erfolgsfaktoren« spricht, hat in meinen Augen allzu unkritisch aus dem Englischen übernommen, denn er meint in der Regel die Faktoren, die vorhanden oder erfüllt sein müssen, damit der Plan aufgeht. Man kann sich natürlich mit etwas Gezerre und gutem Willen die deutsche Bedeutung von »kritisch« so hinbiegen, dass sie für diesen Fall passt. Viel einfacher und vor allem klarer ist es aber, schlicht und einfach von »entscheidenden Erfolgsfaktoren« zu sprechen.

© Juliane Topka 2014
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