»Gemeinsam ist allen das Denken.«

Heraklit von Ephesos (etwa 540 bis 480 v. Chr.)

In einer Event-Einladung las ich letzte Woche folgenden Satz:

Diskutieren Sie gemeinsam mit Experten über das Thema XY.

Dass man »Experten« mit dem Begriff »Fachleute« ganz ohne Verrenkungen genderneutral hätte formulieren können, lasse ich hier mal außen vor. Mir geht es um das Wörtchen »gemeinsam«. Fällt Ihnen daran etwas auf?

Es gibt Verben, in denen der Aspekt des Gemeinsamen schon drinsteckt, ganz ohne dass man ihn zusätzlich nennen muss. Dazu gehören zum Beispiel »besprechen«, »sich (mit jemandem) beraten« oder »kooperieren« bzw. »zusammenarbeiten«. Achten Sie mal drauf: So etwas wie »unsere gemeinsame Zusammenarbeit« kommt häufiger vor, als man denkt. Dabei sagt »unsere Zusammenarbeit« dasselbe aus. So ist es nicht nur sprachlich korrekt, sondern auch kürzer und klarer.

Auch in dem oben zitierten Satz ist »gemeinsam« nicht astrein. Die Tücke liegt aber woanders: An einer Diskussion sind ja idealerweise mehrere Personen beteiligt, die unterschiedliche Standpunkte vertreten. »Diskutieren Sie gemeinsam mit …« führt hier mindestens zu einer Unschärfe, denn »gemeinsam« drückt sprachlich aus, dass alle in dieselbe Richtung laufen bzw. denken. So kommt aber keine Diskussion zustande; es sei denn, man tritt gemeinsam mit den Experten gegen eine andere Gruppe an. Das war hier aber nicht der Fall.

Ob nun überflüssig oder sprachlich schief, das Ergebnis bleibt dasselbe: Schauen Sie bei »gemeinsam« lieber einmal mehr hin als einmal zu wenig.

© Juliane Topka 2021
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