Ich bin kein übermäßig großer Fan von Sportsendungen im Fernsehen, aber ich gehe ihnen auch nicht aus dem Weg. Will sagen: Es ergibt sich häufiger mal, dass ich hängen bleibe. Und immer wieder schüttele ich den Kopf über die sinnbefreiten Interviews mit Sportlerinnen und Sportlern direkt nach dem jeweiligen Spiel bzw. Wettbewerb. Japsend stehen sie vor der Kamera, gucken – von wenigen Ausnahmen abgesehen – überall hin, nur nicht in Richtung der Person, die ihnen das Mikro unter die Nase hält, und setzen wie automatisiert Textbausteine zusammen, die sie im Pressetraining ihres Vereins eingetrichtert bekommen haben. Besonders häufig kommen dabei Formulierungen mit »Leistung abrufen« vor – wahlweise in positiver oder negativer Ausprägung.

Informationsgehalt dieser Interviews in Summe: null.

Vielleicht hängt es damit zusammen, dass die Reporter und Reporterinnen in den letzten Jahren auffällig oft Wie-Fragen formulieren, die an Dämlichkeit kaum zu überbieten sind:

WIE enttäuscht/glücklich/stolz/verärgert (…) sind Sie?

Vermutlich sollen das offene Fragen sein – mit der Absicht, ausführlichere und individuellere Antworten zu bekommen. In der Praxis funktioniert das kein bisschen. Die Antwort beginnt dann mit »Sehr«, und danach geht es genauso weiter wie oben beschrieben.

Sehr oft denke ich, es wäre für alle Beteiligten (einschließlich des Publikums) besser, auf diese Interviews direkt nach dem Spiel/Zieleinlauf zu verzichten. Lasst doch die armen Jungs und Mädels in Ruhe ausschnaufen, feiern oder wahlweise sich ärgern und quält sie nach all der körperlichen nicht auch noch mit Kopfarbeit!

Andererseits: Gäbe es solche Interviews gar nicht mehr, wären wir gerade im Fußball definitiv um einige der schönsten Zitate ärmer … 😉

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